Das Mithras-Heiligtum in der Loblocher Straße

Das Gimmeldinger Mithras-Heiligtum im Historischen Museum der Pfalz in Speyer: Kultbild, Inschriftensockel und Weihealtäre

Das Titelbild zeigt die Kopie des Kultbildes von 1927, eingelassen in einer Mauer ca. 10m westlich des einstigen Standorts des Tempels 

 

Ein römischer Tempel wird entdeckt
Als 1926 am Hang zwischen der Loblocher Straße und der heutigen Kurpfalzstraße ein Gebäude der Reichspost errichtet werden sollte, stießen die Bauarbeiter auf die Reste eines unterirdischen römischen Tempels: ein Mithras-Kultbild, einen Inschriftensockel, drei weitere Kultbilder und fünf Weihealtäre.

Der Erbauer des Tempels
Die Inschrift auf dem Sockel des Kultbildes lautet: „Zu Ehren des göttlichen Kaiserhauses. Dem unbesiegbaren Gotte Mithras hat Materninius Faustinus, Rabe (niedrigster Weihegrad), das Heiligtum mit dem Bilde des unbesiegbaren Sonnengottes (Mithras/Sol) auf seinem Grundstück errichtet. Es wurde am 10. Tag vor den Kalenden des Februar (23. Januar) eingeweiht durch Potentianus, Vater (Vorsteher der Kultgemeinschaft), als Paulinus und Julianus Konsuln waren (325 n. Chr.), gern, freudig und dem Verdienst des Gottes entsprechend.“

Was ist auf dem ursprünglich bunt bemalten Kultbild dargestellt? 
Im Auftrag des Sonnengottes Sol hat Mithras den Weltenstier in eine Höhle getrieben, um ihn zu opfern („schächten“). Er kniet – mit fliegendem Mantel – auf dem Rücken des Stieres, reißt mit seiner linken Hand den Kopf des Tieres nach hinten und stößt ihm mit der rechten Hand das Jagdmesser in die Halsschlagader. Der Stier bricht mit den Vorderbeinen zusammen. Der Hund des Mithras leckt das Blut des sterbenden Stieres. Aus dessen Schwanz wachsen drei Ähren. Sie symbolisieren die lebensspendende Bedeutung des Opfers. Unter dem Stier kriechen Skorpion und Schlange, die das Böse symbolisieren. Die Jünglinge zu beiden Seiten mit erhobener Fackel (Cautes) und gesenkter Fackel (Cautopates) stellen Tag und Leben sowie Nacht und Tod dar. Die Büste mit Strahlenkranz links oben ist das Sinnbild des Sonnengottes Sol, die rechte mit der Mondsichel das der Mondgöttin Luna.

Die Römer in der Pfalz
51 vor Chr. begann unter Caesar die römische Zeit in der Pfalz. Das in Gimmeldingen gefundene Heiligtum ist die jüngste Mithras-Kultstätte im Römischen Reich! Diese befanden sich in Grotten oder unterirdischen Tempeln, dienten einem Geheimkult und waren nur Eingeweihten und ausschließlich Männern zugänglich. Der aus Persien stammende Mithraskult war in den römischen Provinzen am Rhein weit verbreitet, doch schließlich wurde er vom Christentum verdrängt. - Der Gutshof des Materninius Faustinus stand wahrscheinlich auf der Anhöhe südlich von Lobloch, auf der römische Siedlungsspuren gefunden wurden. Die sicherlich abseits einer Siedlung gelegene Kulthöhle wurde durch Brand zerstört, vermutlich beim Einfall der Alamannen in unser Gebiet im Jahre 352. 

(nach Alfred Sitzmann in „Lobloch kurz und fündig")

Literatur: „Lobloch – Führer durch die Ortsgeschichte" (Sitzmann, 1990) und „Gimmeldingen – Chronik eines Weindorfs" (Schneider/Sitzmann, 1996)

Mandelblüte