Der König-Ludwig-Pavillon

In schönster Lage auf der Anhöhe zwischen Gimmeldingen und Königsbach, dem Neuberg, direkt am Geländeabfall zur Rheinebene, steht ein achteckiges Wingertshäuschen, das sehr aufwändig gestaltet ist. Das Portal und die fünf Fenster haben Sandsteingewände, die an verputzte Wände mit Kantenlisenen und einem umlaufenden Stufenfries grenzen. Es gehörte einst dem Gimmeldinger Weingutsbesitzer Johann Wilhelm Lingenfelder, der in der heutigen Meerspinnstraße 12, einem stattlichen Gebäude, gewohnt hatte.

König Ludwig I., der 1825 den bayerischen Thron bestieg, besuchte gern die Pfalz, die seit 1816 zu Bayern gehörte und aus der sein Vater Maximilian I. stammte. 1840 weilte er zum ersten Mal in Gimmeldingen und hätte am liebsten auf dem Neuberg seine Sommerresidenz errichtet. Dazu kam es aber nicht, und so ließ er bei Edenkoben in ähnlicher Lage die "Villa Ludwigshöhe" bauen (1846-1852). Aber er besuchte wiederholt von dort mit adeligem Gefolge das "Salettchen", wie er es nannte, auf dem Neuberg, auch nach seiner Abdankung 1848. So schrieb sein Hofmarschall z. B. 1856 nach einem der Besuche:  "Verehrtester Herr Lingenfelder! ... als die Kaiserin Carolina Augusta, König Ludwig, der Großherzog von Hessen ... bey Ihrem Kirschenbaum waren, wo eine so schöne Aussicht ist, war Alles recht munter und froh!"

Und 1860 kündigt der Hofmarschall an: "Lieber, verehrtester Herr Lingenfelder! Morgen, Sonntag, den 1sten July, wollen seine Majestät der König Ludwig mit I. K. Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin von Hessen, dann S. K. H. dem Prinzen Adalbert, durch das freundliche Gimmeldingen auf jenen Platz fahren, wo die herrliche Aussicht ist und jener Kirschenbaum steht, der ihnen gehört, und wo die Herrschaften schon so manchmal eine sehr frohe Stunde zugebracht haben..."

Natürlich erfüllte die Gimmeldinger solch hoheitlicher Besuch mit Stolz und so ist es verständlich, dass man längst vom "König-Ludwig-Pavillon" spricht. Zum 100. Jahrestag der Thronbesteigung König Ludwigs ließ die Familie Lingenfelder 1925 hier einen Gedenkstein errichten, in den ein Zitat des Königs eingemeißelt ist: "Der Garten Deutschlands - die blühende Pfalz". Während früher der Pavillon allein auf weiter Flur inmitten der Weinberge stand, ist ihm seit 1970 die moderne Bebauung äußerst nah gerückt!

Ursprünglich hatte das Häuschen einen Ofen und eine umlaufende Sitzbank, Sprossenfenster und klappbare Fensterläden. Doch der Zahn der Zeit nagte auch hier gewaltig, bis der Verkehrs- und Verschönerungsverein Gimmeldingen das Gelände pachtete und den Pavillon renovierte. Die Wände wurden gestrichen, das Dach neu gedeckt und Tür, Fenster und Läden "vandalensicher" konstruiert und angebracht.

Seit etwa 20 Jahren lädt der Verein hier oben die Gäste beim Mandelblütenfest zum Ausschank ein. Dazu wurde unter der Terrasse eine Küche eingerichtet und die Außenanlage attraktiv gestaltet. Inzwischen kommen alljährlich sehr viele Besucher, die hier beieinander sitzen und bei einem Glas Sekt, Wein und einem Wurstbrot oder bei Kaffee und Kuchen die wunderbare Aussicht auf Gimmeldingen, den Haardtrand mit dem Hambacher Schloss und auf die weite Rheinebene genießen, so wie es einst König Ludwig I. tat.

von Reinhard Kermann

Weitere historische Informationen stehen in "Gimmeldingen - Chronik eines Weindorfs" von Alfred Sitzmann (1996).

 

 

 

Mandelblüte